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Der U.S.M.V.C. in der Normandie

Von Ende Mai bis Mitte Juni 2009 war wieder einmal eine kleine Abordnung des U.S.M.V.C. in der Normandie, wieder am gleichen Platz in Vierville-sur-Mer am
Omaha Beach. Es war dies seit 1984 der sechste Besuch von Mitgliedern des Clubs zu den Publikumsfeierlichkeiten zum Jahrestag der alliierten Landung am 06.06.1944.


Im Juni 1984 fuhr Frank Sulek, Gründer und erster Vorsitzender des U.S.M.V.C., als kleine Ein-Mann-Abordnung erstmals zu den Feierlichkeiten des 40. Jahrestages mit seinem Jeep in die Normandie. Es war das erste Mal überhaupt, dass eine größere Jubiläumsveranstaltung auch mit internationaler politischer Prominenz statt fand. Die Nichteinladung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl sorgte in der Presse für Verstimmung. Fünf Jahre später dann konnte der Verein mit einem großen Konvoi seinen Stützpunkt auf dem Campingplatz "Omaha Beach" beziehen. Die gewonnenen Eindrücke waren so faszinierend, dass weitere fünf Jahre später zum 50 - jährigen Jubiläum wieder eine große Gruppe anreiste. Der politische Rummel war außergewöhnlich und auch das Fahrzeugaufgebot überwältigend. Konnte es noch beeindruckender kommen? Eigentlich war die Veranstaltung angesichts der deutsch-französischen Freundschaft nicht mehr zeitgemäß. 10 Jahre später, zum 60. Jubiläum dann erneut ein diesmal aber kleineres Aufgebot des Clubs, doch das Gebotene übertraf alle Erwartungen und alles bisher gewesene. Konnte ein Jubiläum noch größer gefeiert werden als der 50. Jahrestag? Es konnte. Erstmals nahm auch ein deutscher Politiker an den Feierlichkeiten teil, Gerhard Schröder durfte in Arromanches zusammen mit den Engländern feiern.

Dieses Jahr nun kamen nur noch sechs U.S.M.V.C. - Mitglieder zum Jubiläumstag, der deutlich geringere Teilnehmerzahlen aufwies und möglicherweise letztmalig Veteranen als Gäste begrüßen konnte. Beeindruckend war der Besuch dennoch, ob es aber ein groß gefeiertes 70 - jähriges Jubiläum geben wird, ist zu bezweifeln.

Neben den üblichen Örtlichkeiten, die bei einem Besuch der Landungsstrände angefahren werden, besuchten wir diesmal intensiv drei Sehenswürdigkeiten, die bisher nur einmal bzw. noch gar nicht angefahren worden sind.

Es waren dies der Point du Hoc und die Kanonen von St. Marcouf, zwei große deutsche Batterien im Atlantikwall.


Point du Hoc

Der Point du Hoc ist ein 50 Meter langer und etwa 30 Meter hoher Abschnitt an der Steilküste der Normandie, etwa 6,4 km vom Omaha Beach entfernt. Dort befand sich eine deutsche Stellung mit sechs 155mm-Artilleriege schützen, die den Strand bewachten und somit die amerikanischen Landungstruppen an den Strandabschnitten Utah und Omaha unter Beschuss hätten nehmen können. Obwohl die Stellungen oft von Bomberverbänden und Schiffsartillerie angegriffen wurden, waren die Befestigungen zu stark und hielten dem Beschuss stand. Deshalb wurde dem 2. Rangerbataillon der Auftrag gegeben, die Geschütze am Morgen des D-Day zu vernichten. Das aus 225 Männern bestehende Rangerbataillon wurde von Leutnant Colonel James Earl Rudder angeführt.

Der Plan sah für die drei Rangerkompanien vor, von See aus am Fuß der Klippen anzulanden und dann mit Seilen, Leitern und ähnlichem die Felswände empor zu klettern. Der Angriff sollte vor den alliierten Hauptlandungen ausgeführt werden. Es war vorgesehen, den Angriff um 6:30 Uhr morgens zu beginnen. Eine halbe Stunde später sollte eine zweite Gruppe, bestehend aus acht Kompanien, folgen. Daraufhin sollten sie von Truppen, die am Abschnitt "Dog Green" am Omaha Beach landeten, abgelöst werden. Nach einigen anfänglichen Rückschlägen aufgrund schlechten Wetters und Navigationsproblemen landeten die Amerikaner 40 Minuten später als vorgesehen am Fuß der Klippen, während der Angriff von alliierten Zerstörern unterstützt wurde.

Die Deutschen leisteten jedoch verbissen Widerstand und warfen mit Felsbrocken und Handgranaten auf die heraufkletternden Amerikaner. Gegen 7:45 Uhr erreichten die ersten Ranger das Kliff in Höhe der zerstörten Flakstellung und richteten sich zur Verteidigung ein. Die Geschütze waren allerdings schon weggeschafft worden, möglicherweise wegen der Bombenangriffe, welche die Invasion einleiteten. Man fand sie unbewacht und ohne Munition in einem Obstgarten, etwa einen Kilometer südwestlich von Point-du-Hoc, wo sie unverzüglich zerstört wurden.

Nachdem die Ranger am Rande des Point-du-Hoc einen Brückenkopf errichtet hatten, wurden sie am 6. und 7. Juni mehrmals von deutschen Truppen angegriffen und 200 m vor der Spitze der Klippe eingekesselt. Das 116. US-Infanterieregiment und das 5. US-Rangerbataillon, die von Omaha Beach kamen, rückten ca. 900 m an die eingeschlossenen Ranger heran.


In der Nacht vom 7.auf den 8. Juni 1945 befahl der Befehlshaber der deutschen Truppen, die die Ranger einkesselten, sich zurückzuziehen, woraufhin die amerikanischen Verstärkungen durchbrechen konnten. Am Ende des zweiten Tages war die Einheit von mehr als 225 Männern auf 90 noch kampffähige Männer geschrumpft.

Aufgrund seiner Verdienste in der Normandie wurde Rudder einige Zeit später zum General befördert und leitete daraufhin in Texas die Schule des Rangerregimentes.

Zum 60-jährigen Jubiläum der Landung in der Normandie wurde das Gelände neu hergerichtet und den USA übereignet.


Die Kanonen von St. Marcouf

Marineküstenbatterie Crisbecq

Die zum Zeitpunkt der Invasion noch im Ausbau begriffene Batterie liegt inmitten einer Heidelandschaft in der Nähe von Crisbecq. Die Batterie zählte drei Offiziere, sieben Unteroffiziere und 287 Mannschaften.


Dieses Prachtstück des Atlantikwalls besaß jedoch weder ein Funkmess- noch ein modernes Feuerleitgerät, und das Schießen erfolgte wie im 1.Weltkrieg mit Hilfe eines Scherenfernrohrs mit Gradeinteilung. Die beiden verscharrten Geschütze befanden sich in mächtigen Bunkern mit einer 3,5 m starken Decke, hatten aber nur ein Schussfeld von 80 Grad. Die dritte Kanone stand in offener, getarnter Behelfsstellung einsatzbereit. Der Bunker für ein viertes Geschütz war noch im Bau. Vom 19.4.44 bis zum 6.6.44 bombardierten die Alliierten diese Batterie jeden Abend. Insgesamt wurden 800 Bomben auf die Batterie abgeworfen, die enorm große Krater hinterlassen hatten und einen Wiederaufbau nicht zuließen. In der Nacht vom 5.6.44 auf den 6.6.44 wurden noch einmal 600 t Bomben auf St. Marcouf abgeworfen. Im Anschluss daran griffen abgesetzte US Fallschirmjäger an, aber der deutschen Besatzung gelang es, sie gefangen zu nehmen. Die Fallschirmjäger hatten Befehl, die Batterie von St-Martin-de-Varreville einzunehmen, waren jedoch zu weit nördlich gelandet. Am 7.6.44 hatte die 4. US Division die Deutschen bis zum Dorf Saint Marcouf zurückgedrängt, aber Crisbecq hielt. Das 1. Bataillon stieß auf heftigen Widerstand und erlitt schwere Verluste. Der Angriff wurde am 8.6.44 mit verstärkten Kräften wieder aufgenommen; die Schiffsartillerie griff ebenfalls in die Kämpfe ein, aber die Amerikaner wurden trotzdem zum Rückzug gezwungen und gaben das Vorhaben vorübergehend auf, die Batterie zu besetzen. Am 12.6.44 fanden Patrouillen des 39. US Infanterieregiments die Kasematten verlassen vor und besetzten Crisbecq.


Heeresküstenbatterie Azeville

Die 2. Batterie des Heeresküstenartillerieregiments 1/261 hat man bereits 1941 etwa 3,5 km südlich von St. Marcouf in der Normandie eingerichtet, wo es die letzten Häuser im Osten des Dorfes Azeville berührte. Sie besaß mehrere leichte Infanteriewaffen und gut ausgebaute Nahverteidigungsstellungen, lag jedoch so weit von der Küste weg, dass die Hälfte der maximalen Reichweite der Geschosse über Land lag. Da die Batterie keine Sicht zum Meer hat, befand sich ihr Leitstand in der benachbarten MKB bei Crisbecq.

Am 7.6.44 unternahm das 22. US Infanterieregiment den Versuch, die Stellung einzunehmen, es war jedoch vergeblich. Ein Gegenangriff warf das 2. Bataillon unter schweren Verlusten zum Ausgangspunkt zurück und die Versuche, die Bunker zu sprengen, fielen ebenso ergebnislos aus. Ein erneuter, ebenfalls erfolglos ausgegangener Versuch fand am 8.6.44 statt. Am 9.6.44 nahm das 3. Bataillon die Offensive wieder auf und stieß auf den gleichen Widerstand wie schon zuvor bis zu dem Moment, in dem es Soldat Riley gelang, die deutsche Munition mit einem Flammenwerfer in Brand zu stecken. Der deutsche Kommandant ergab sich mit seinen 169 Soldaten.

Die Bunker waren zur Tarnung wie normannische Häuser angestrichen und mit Scheinbäumen und Himmel versehen. Eine Stellung ist entsprechend dem Originalanstrich wieder hergestellt worden.

Eine 35,6 mm Granate des Schlachtschiffes USS Nevada, die nicht explodiert ist und erst 1994 im Zuge der Renovierungsarbeiten der Batterie ausgegraben worden ist. Diese Granate drang durch die Schießöffnung der Kanone in den Bunker ein, durchschlug die Betonwand, durchquerte den dahinter liegenden Raum, in dem alle 25 Mann der Geschützbesatzung durch den Luftdruck auf der Stelle getötet wurden, trat auf der Rückseite des Bunkers wieder aus und grub sich in die Erde ein, ohne zu explodieren.

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Point - du - Hoc
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Ein Bunker auf dem Point - du - Hoc nach der Einnahme durch die Amerikaner
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Obelisk am Point - du - Hoc
Dodge Ambulance
Dodge Ambulance
Dodge LKW
Dodge LKW
Sherman M 4
Sherman M 4
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Drei Russen
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Ein Veteran der Fallschirmtruppen mit seinem Schwiegersohn in Sainte-Mere-Eglise
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Die Marineküstenbatterie Crisbecq
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Eine offene Geschützstellung
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Der wieder hergerichtete Sanitätsbunker
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Eine amerikanische 105mm Feldhaubitze in einer nicht fertig gestellten offenen Stellung
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Kranzniederlegung am Ehrenmal der 1. Inanteriedivision "Big Red One"
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203mm Geschütz der Batterie in Longues - sur - Mer mit amerikanischem "Eroberer"
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Die Heeresküstenbatterie in Azeville bei St. Marcouf
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Leerer Geschützbunker der Batterie Azeville
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Tarnanstrich der Bunkerstellung als normannische Hausruine
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Leere Geschützstellung der Batterie Azeville
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Fallschimjäger in Sainte-Mere-Eglise
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Blick auf Vierville-sur-Mer am Omaha Beach
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Ausgabe der Erinnerungsgschenke an die Miglieder des USMVC
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"Geburtstagsfeier" mit Sekt an der Unfallstelle des Jeepunfalls 2004
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An der Unglücksstelle des Jeepunfalls vor fünf Jahren
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Ein Einnerungszeichen an der Unfallstelle
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